Am Berg über dem rechten Ufer der Bobritzsch befindet sich die Kirche von Reinsberg. Gemeinsam mit dem Schloss und einigen Häusern bildete sie einstmals den Ortskern. Reinsberg kann bis in das 17. Jahrhundert hinein nicht unbedeutend gewesen sein, denn in alten kirchlichen Quellen wird Reinsberg als "oppidum" (lateinisch für Stadt) bezeichnet.

Nach alten Überlieferungen soll es im Ort eine Kalands-Bruderschaft gegeben haben. Bei dieser Bruderschaft handelte es sich um eine Art Vorläuferin der heutigen Sterbeversicherungen. Sie sicherte den Mitgliedern ein feierliches Begräbnis zu, sorgte für das Gedenken an die Verstorbenen und kümmerte sich auch um die Hinterbliebenen. Mit der Reformation verlieren sich die Spuren dieser Bruderschaft.

 

Die Kirche in ihrer heutigen Form wurde in den Jahren 1768 bis 1773 errichtet, wie dem Schlussstein des Eingangsportals zu entnehmen ist. Im April 1899 brannte der Turm infolge eines Blitzschlages aus, wobei das Kirchengebäude kaum Schaden erlitt. Zum 2. Advent desselben Jahres konnte bereits der neue Turm eingeweiht werden. Das ehemalige mechanische Uhrwerk der Kirche ist heute Bestandteil der Uhr der Dresdner Frauenkirche.

 

Die sächsische Adelsfamilie von Schönberg spielt in Reinsberg bis in die Neuzeit eine große Rolle. Davon spricht nicht nur die riesige Gruft an der Südseite des Friedhofes, sondern auch die gewaltige Burganlage gegenüber dem Gotteshaus. Am Schloss beginnt ein beliebter Wanderweg durch das Tal der Bobritzsch bis ins benachbarte Krummenhennersdorf. Weite Strecken führt der Weg an einem künstlichen Graben entlang, der einst die Wasserwerke beim Bau des Rothschönberger Stollens versorgte. Dieser Stollen gilt als eine große ingenieurtechnische Leistung des 19. Jahrhunderts in Sachsen. Durch ihn wurden die Freiberger Silbergruben entwässert. Die Kirchgemeinden Bieberstein, Dittmannsdorf, Neukirchen und Reinsberg schlossen sich 2007 zur Kirchgemeinde Reinsberg zusammen.

 

Quelle:

Entdeckungen, Evangelische Kirchen im Meissner Land, 2008, ISBN 978-3-00-025006-4, Ev.-Luth—Kirchenbezirk Meissen